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THOMAS SCHÜTTE
Von Oldenburg nach Düsseldorf
Thomas Schütte wurde 1954 im niedersächsischen Oldenburg geboren. Bereits in jungen Jahren weckte der Besuch der documenta 5 in Kassel (1972) seine Begeisterung für die Kunst, was ihn dazu inspirierte, selbst künstlerisch tätig zu werden. Ab 1973 studierte er an der renommierten Kunstakademie Düsseldorf unter bekannten Professoren wie Fritz Schwegler und Gerhard Richter. Das Studium in Düsseldorf prägte seinen Stil und ebnete den Weg für seine spätere internationale Karriere.
Thomas Schütte: Selbstportrait. 30/31.5.75, 1975. Öl auf Nesseltuch, 60 × 45 cm, Besitz des Künstlers Düsseldorf, Foto: Luise Heuter
Ein Allroundkünstler erlangt internationalen Ruhm
Bereits in den 1980er Jahren kam Schütte durch zahlreiche Ausstellungen internationale Aufmerksamkeit zu. Seine Werke umspannen eine große Bandbreite künstlerischer Medien: von Malerei und Zeichnung über die Fotografie bis hin zur Skulptur und Architektur. Besonders seine figurativen Skulpturen wie Die Fremden (1992) und die Großen Geister (1996) wurden zu vielseits besprochenen und somit ikonischen Werken der zeitgenössischen Kunst. Sie zeigen oftmals groteske und verzerrte Menschenbilder, die eine kritische Auseinandersetzung mit sozialen und politischen Strukturen vom Publikum erfordern. Seine Werke stellen das Gewöhnliche auf den Kopf, thematisieren den menschlichen Körper und hinterfragen gesellschaftliche Normen und Machtverhältnisse.
Thomas Schütte: Bronzefrau Nr. 17, 2006, patinierte Bronze auf Stahltisch, 204 × 125 × 250 cm, Art Institute of Chicago durch vorherige Schenkung oder Besitz von Leo S. Guthman, Fowler McCormick, Albert A. Robin, Marguerita S. Ritman, Emily Crane Chadbourne, Florence S. McCormick und Judith Neisser, angekauft mit freundlicher Unterstützung durch Per Skarstedt; 20th Century Purchase und Robert und Marlene Baumgarten, Photo: The Art Institute of Chicago / Art Resource, New York
Von der documenta zur eigenen Skulpturenhalle
Ein wichtiger Meilenstein in Schüttes Karriere war die Teilnahme an der documenta IX im Jahr 1992, bei der seine Skulpturengruppe Die Fremden auf dem Portal des Friedericianums große Aufmerksamkeit erregten und für mediale Debatten sorgten. Den endgültigen Durchbruch erreichte Schütte im Jahr 2005, als er auf der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen als bester Künstler ausgezeichnet wurde. Schüttes Werke werden in weltweit renommierten Museen und Galerien ausgestellt, darunter das Museum of Modern Art in New York, die National Gallery in London und das Museo Reina Sofía in Madrid.
2016 eröffnete er nahe Düsseldorf die Skulpturenhalle, einen einzigartigen Ausstellungsraum für zeitgenössische Bildhauerei, der ihm auch als Lager für seine eigenen Werke dient. Dieses Projekt beweist neben Schüttes Engagement für die Förderung moderner Skulptur auch seine Vision für ein künstlerisches Vermächtnis.
Thomas Schütte: Pringles, 2011, Pringles chip und Streichholzschachtel, 3,5 × 4,8 × 7 cm, Sammlung des Künstlers, Düsseldorf, Foto: Luise Heuter
Der Katalog – ein Überblickswerk zu Schüttes spannender Karriere
Bei uns erschienen mehrere Publikationen zu Schüttes Werk, zuletzt die deutsche Ausgabe des Katalogs zur großen Retrospektive im Museum of Modern Arts in New York, der einen umfassenden Einblick in Schüttes künstlerische Entwicklung von 1975 bis in die Gegenwart bietet. Hierin finden sich Installationsansichten von mehr als 100 Skulpturen, dazu Zeichnungen, Drucke, architektonische Experimente sowie erstmals zugängliches Archivmaterial. Essays von Paulina Pobocha, Jennifer Allen und André Rottmann liefern vertiefende historische und theoretische Analysen, während Marlene Dumas und Charles Ray Schüttes Bedeutung durch detaillierte Auseinandersetzungen mit seinem Werk beleuchten.
veröffentlicht am 24.10.2024 – László Rupp